Suizide und die Machtlosigkeit

von Marcus Woggesin – 24. Oktober 2023

Depressionen können von Person zu Person sehr unterschiedlich aussehen, aber in der Regel fühlen sich Menschen mit Depressionen traurig, niedergeschlagen und hoffnungslos. Sie können auch Probleme haben, Interesse an Dingen zu finden, die sie früher genossen haben, und können körperliche Symptome wie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit erleben.

Leider können Depressionen in manchen Fällen zu Suizidgedanken oder -versuchen führen. Menschen mit Depressionen, die Selbstmordgedanken haben, fühlen sich oft so verzweifelt und hoffnungslos, dass sie keinen Ausweg mehr sehen. Sie können das Gefühl haben, dass sie eine Belastung für andere sind oder dass es keinen anderen Ausweg gibt, als ihr Leben zu beenden.

Es gibt viele Risikofaktoren für Suizid bei Menschen mit Depressionen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, psychischer Erkrankungen in der Familie, Trennung oder Tod eines nahestehenden Menschen oder einer schweren Krankheit.

Erinnern Sie sich noch an Robert Enke? Er war ein ehemaliger deutscher Fußballtorwart, der für Hannover 96 und die deutsche Nationalmannschaft spielte. Am 10. November 2009 nahm er sich das Leben, indem er vor einen Zug sprang. Es wurde später bekannt gegeben, dass Enke an Depressionen litt. Sein Vater war selbst approbierter Psychotherapeut und konnte seinem Sohn nicht helfen.

Enke hatte schon seit vielen Jahren mit Depressionen zu kämpfen und war in psychiatrischer Behandlung. Er hatte auch öffentlich über seine Krankheit gesprochen und seine Offenheit war eine wichtige Sensibilisierung für die Probleme im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit im Fußball und der Gesellschaft insgesamt. Trotzdem hat er seine schwerwiegende Krankheit vor der Öffentlichkeit versteckt, um seine Karriere nicht zu gefährden.

Der Druck des Leistungssports und die ständige Überwachung seiner Leistung waren für Enke besonders schwierig. Ein weiterer Schicksalsschlag für ihn war der Tod seiner Tochter im Alter von nur zwei Jahren im Jahr 2006.

Sein Tod löste eine Welle der Trauer und Bestürzung in der deutschen Öffentlichkeit aus. Es wurden Debatten über die Stigmatisierung von Depressionen und die Notwendigkeit von mehr Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft und im Sport geführt. Leider ist von dem nicht mehr viel übrig.

Wenn Sie auf das Datum schauen, stellen Sie fest, dass ich zu dieser Zeit im Krankenhaus war. Doch Robert Enke war nicht der einzige, der sich während meiner Therapie das Leben nahm. Eine Woche vorher hat sich mein Cousin mit 28 Jahren entschieden, sich das Leben zu nehmen. Dies ist ihm auch gelungen. Er war der einzige Sohn meiner Tante väterlicherseits. Meine Tante wusste von den Depressionen Ihres Sohnes und tat alles für ihn. Sie erzählte mir bei der Beerdigung, wie glücklich er doch die letzten 3 Wochen gewesen ist und dass sie niemals damit gerechnet hat, dass so etwas passiert. Später habe ich herausgefunden, das Menschen die wirklich Absicht haben, sich das Leben zu nehmen, nicht damit drohen sich umzubringen, sondern ein paar Wochen oder Tage vor dem Suizid normal, sogar glücklich sind! Wieso? Weil Sie wissen, dass das Leben, welches Sie quält, endlich vorbei sein wird!

Sie werden niemanden aufhalten der einen Suizid vor hat. Sollte dies gelingen, merken Sie sich bitte, dass dies eine freie Entscheidung desjenigen ist, der sich das Leben genommen hat.

Der Tod eines geliebten Menschen kann uns mit einem tiefen Schmerz und Trauer zurücklassen. Oftmals kann es schwierig sein, mit dem Verlust umzugehen und unsere Gefühle zu verarbeiten. Eine Möglichkeit, die uns helfen kann, unsere Trauer zu bewältigen, sind Geschenke, die uns von anderen gegeben werden, um uns zu zeigen, dass wir nicht allein sind und dass unsere Gefühle gehört und anerkannt werden. Um solche Geschenke geht es im nächsten Kapitel.

Kapitel 16 aus dem Buch "Das Geheimnis von Depressionen".