Autopilot Gehirn - wenn Therapien nicht richtig greifen

von Marcus Woggesin – 16. Juni 2024

In unserem täglichem Leben haben wir oft viele Aufgaben zu erfüllen und müssen feststellen, dass wir nicht gut or­ganisiert sind, uns die Kraft, Energie oder die nötige innere Ruhe und Konzentration fehlt. Das was zu tun ist funk­tioniert zwar irgendwie und irgendwann, aber nicht unbedingt mühelos und effizient. Manche Dinge bleiben auch unerledigt. Wir können die entstehende Anspannung förmlich körperlich spüren. „Es sitzt uns etwas im Nacken“; „wir können es nicht mehr ertragen“; „ es geht uns an die Nieren“; „der Schreck fährt uns in die Glieder.“ oder wir sind „gekränkt“. So kann “gelernter Dauerstress“ zu einer “Symptomatik“ führen.


Die Aktivitäten unseres Organismus funktionieren dann nicht mehr optimal und können durch verschiedene Ereignisse noch weiter gestört werden. Die Folge daraus sind eine ständige Kompensation und ein Verlust an Energie.


Die von dem australischen Chiropraktiker und Kinesiologen Dr. Peter Erikson entwickelte Erikson-Technik (ehemals N.I.C.E. - Neurale Integration Controle and Enhancement) ist eine relativ junge Methode und basiert auf den Überlebensreflexen des menschlichen Körpers.


Nicht verarbeitete physische bzw. psychische Stressreaktionen, Traumata oder im Gewebe gespeicherte Überlebensreflexe können uns in einen “Daueralarm“ - Überlebensmodus - versetzen. Jedes Mal, wenn eine ähnli­che Situation wie die ursprüngliche Begebenheit auftritt, wird automatisch wieder der Überlebensmodus gestartet, ohne dass wir bewusst oder logisch eingreifen können. Im Überlebensmodus werden unsere Sinne durch das Ner­vensystem “mehr aktiviert“. Folglich ist die Kapazität des Bewusstseins eingeschränkt – wir kompensieren und ver­lieren Energie.


Aus archaischer Sicht funktioniert Überleben nur optimal, wenn in bedrohlichen Situationen bestimmte Funktionen der Bewegung aufrechterhalten werden, um eventuell zu kämpfen oder zu fliehen. In diesem Augen­blick reagiert unser Körper aus dem Überlebensmodus. Die Priorität der Bewegung hat eine Aktivierung von bio­chemischen Reaktionen und Muskelkreisläufen zur Folge und es werden enorme Energiereserven mobilisiert.


Diese Überlebensstrategie zeigt, dass der “universelle Bauplan" des Menschen eigentlich perfekt auf be­lastende oder lebensbedrohliche Situationen eingestellt ist. Unsere täglichen Dauerbelastungen, Überforderungen, Stress oder ein spezifisches Trauma können jedoch zu einem “Festhängen im Überlebensmodus“ führen und “normale Reaktionsweisen“ nicht mehr ermöglichen.


Die Aktivierung des Reflexes ist eigentlich ein lebenswichtiger Vorgang, der seit Urzeiten das Überleben unserer Vorfahren gesichert hat. So werden bei drohender Gefahr in Sekundenschnelle alle Energiereserven für eine extreme Muskelleistung mobilisiert und dienen so der blitzschnellen Vorbereitung auf Aktivität.

Früher waren die Auslöser einer “Alarmreaktion“ ganz bestimmte Signale aus der Umwelt, wie z.B. eine zu rasche Bewegung, ein Schatten oder ein ungewöhnliches Geräusch und die Reaktion stellte eine vorübergehende und meist kurze Notbereitschaft dar, auf welch normaler Weise ausreichende Erholungs- und Entspannungsphasen folgten. In unserer Zeit ist dies durch Stress ein Daueralarm geworden. Die ständige Flut immer neuer Erregung durch Umweltreize, sogenannten Stressoren, über­fordern nun die Anpassungsfähigkeit unseres Organismus. Heutzutage müssen wir im Alltag äußerst selten um unser Leben kämpfen oder fliehen, aber unsere Gehirne und unsere Körperchemie reagieren immer noch auf diese instinktive Art und Weise auf akuten Stress.


In der Folge können Therapien nicht dauerhaft greifen, da das körperliche System mit dem "Überleben" beschäftigt ist. Die beständige Überaktivierung des Nervensystems hat, je nach Person unterschiedliche Auswirkungen, sowohl auf psychischer wie auch auf physischer Ebene. Die Erikson-Technik basiert auf einer "Neuorganisation des Nervensystems" um dessen dauerhafter Überaktivierung entgegenzuwirken.