Weshalb sollte ich eine Psychotherapie machen?
von Marcus Woggesin – 22. Februar 2024Der Ursprung des Wortes Psychotherapie kommt aus dem Griechischen. So bedeutet Psyche Atem oder Seele und Therapie soviel wie pflegen, sich sorgen. In diesem Sinne sollte auch die Psychotherapie verstanden werden. Sich um die Seele sorgen, die eigene Seele pflegen. Nun weiß ich auch, dass bei dieser Erklärung die Gefahr besteht, schnell in eine esoterische Ecke abzudriften. Meiner Meinung sollte es doch in unserer modernen Gesellschaft möglich sein, dass wir Menschen davon ausgehen können eine Seele zu besitzen. Auch diese Psyche/Seele benötigt Zuwendung und Aufmerksamkeit. Wenn sie krank wird, benötigt sie auch Fürsorge, wie der Körper. So ist es uns meist ein Leichtes, bei körperlichen Beschwerden einen Experten für das Körperliche aufzusuchen. Ein Physiotherapeut, Osteopath, Arzt usw. Aber bei einer uns schwierigen seelischen Situation oder Beschwerde wird doch zu oft noch gedacht: „Ich bin schwach, wenn ich das nicht selber wieder schaffe!“, oder: „ich bin doch nicht verrückt oder habe einen Dachschaden, ganz sicher gehe ich zu keinem Seelenklempner!“. Von außen hört man dann: „stell Dich doch nicht so an, mir geht es auch manchmal nicht gut.“ Das Tabu der Psychotherapie Diese Tabuisierung erlebe ich häufig in meiner Arbeit. Mir ist es ein Anliegen, dieses Tabu ein wenig zu brechen. Es ist doch einleuchtend, wenn man das Prinzip versteht, dass die Seele ein Äquivalent zum Körper ist. Ich glaube, es muss noch klarer werden, dass die Psyche genau die gleiche Aufmerksamkeit und das gleiche Bewusstsein benötigt wie unser Körper. Niemand schämt sich oder hat Angst, wenn er ein körperliches Leiden hat (Kopfschmerzen, Knieprobleme, gebrochener Arm usw.). Menschen mit seelischen Leiden warten oft zu lange bis sie sich professionelle Hilfe suchen. Wenn sie diesen Schritt dann aber wagen, wird es Ihnen auch nicht leicht gemacht. Die Suche nach dem passenden Therapeuten gestaltet sich oft schwer und langwierig.