Sich selbst verurteilen - Ursachen und Auswirkungen von Selbstabwertungen
von Marcus Woggesin – 27. Januar 2024Erziehung und kulturelle Prägung fördern eine Sichtweise, bei der das eigene Tun als nicht akzeptabel angesehen wird, wenn es zu einem unerwünschten Resultat führt. Dies können tatsächliche oder auch nur angenommene Erwartungen anderer sein, die letztlich die eigene Erwartungshaltung an sich selbst prägen. Selbstverurteilungen entstehen, die oft wie folgt eskalieren:
1. Mangelnde Selbstakzeptanz schwächt die sichere Basis von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, von der aus Menschen Denkprozesse, Bewertungen und Entscheidungen kritisch untersuchen können.
2. Starke Selbstzweifel können entstehen, wenn man sich nicht mehr „sicher“ ist, was selbstbeschuldigendes Denken und Analysen über sich selbst hervorruft. Die Selbstachtung und positive Haltung sich selbst gegenüber schwindet.
3. Vernichtende Selbstabwertungen sind die Folge von solcherart schwindendem Respekt sich selbst gegenüber. Dies kann zu schweren inneren Konflikten führen bis hin zu psychischen Erkrankungen.
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Innere Konflikte führen oft zu Depressionen – weil man von sich und seinen eigenen Bedürfnissen abgetrennt ist. Dies führt zu einem Erleben, bei dem man nahezu automatisch weiter urteilt und beschuldigt – ein regelrechter Kreislauf entsteht:
1. Verurteilende Gedanken entfremden von dem, was in einem lebendig ist. Es fällt dann schwer, zu erkennen was man wirklich fühlt und braucht – und sich für die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse einzusetzen.
2. Sich in kritische, vorwurfsvolle oder ärgerliche Gedanken zu verstricken, sorgt dafür, dass die eigentlichen Bedürfnisse weiter unerhört und unerfüllt bleiben.
3. Unerfüllte Bedürfnisse weiter zu ignorieren verstärkt das innere Konflikterleben, die Depressionen werden innerlich immer lauter, wie bei einem ignorierten Kind. Oder sie nehmen andere Formen an, um sich Gehör zu verschaffen, z.B. Selbst-sabotage, Sucht oder psychosomatische Erkrankungen.
4. Verstärkte innere Konflikte lassen die Ich-Stabilität einbrechen, so dass man nicht mehr über seine Erwachsenenkompetenz verfügt, sondern auf Verhaltens-muster aus infantilen Entwicklungsstadien zurückgreift (Regression). Hierzu gehört neben Hilflosigkeit und Klagen eben auch Vorwürfigkeit und Verurteilen.
Man ist in seinem eigenen Urteilsdenken gefangen! Durch die lebensentfremdene Gedankenwelt von Urteilen und Selbstverurteilungen, Beschuldigungen und Selbst-abwertungen gerät man in einen Kreislauf, in dem man schließlich in frühere Schemata zurückfällt und einem das eigene Erleben immer fremder wird. Dies sorgt jedoch zu erneutem Urteilsdenken, was weiter entfremdet – und so den Kreislauf nährt. Es gilt also, nicht länger Opfer des verurteilenden inneren Dialogs zu sein, der davon abhält, sich seiner Bedürfnisse bewusst zu werden. Sondern: Wenn es gelingt, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erhören und ihnen Empathie zu geben, kann das den Kreislauf durchbrechen und befreien von solcherart entstandenen Depressionen.
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a) Wenn Bedürfnisse anderer Schubladen auffahren lassen
Was andere einem mitteilen, hört sich oft an wie ein Urteil oder eine Beschuldigung. Der andere hat es vielleicht sogar auch so ausgedrückt, wie es sich angehört hat. Manchmal ist man nicht immer sehr geschickt in seiner Wortwahl! Allein darüber könnte man schon erneut wieder urteilen. Alternativ jedoch kann man sich auch überlegen, wieviel Macht man sich oder dem anderen gibt. Denn man hat ...
• kaum Einfluss auf das, was der andere sagt oder wie er sich ausdrückt, auch nicht auf das, was er meint. Vielleicht ist er sich darüber auch noch nicht so ganz im Klaren, während er schon spricht.
• allen Einfluss darauf, was man daraus interpretiert und auf sich münzt – oder was man beim anderen läßt. Denn damit ist man unabhängig von dem, was der andere auch immer sagen oder meinen mag.
Was andere jedoch eigentlich mitteilen wollen, sind ihre unerfüllten Bedürfnisse und die Bitte um Empathie dafür. Es mag sein, dass mancher „es nicht gut drauf“ hat, dies in einer Sprache auszudrücken, die miteinander verbindet. Denn oft genug kommt es vor, dass beim Empfänger eine Schublade auffährt, die das Gesagte in einem Kontext verstehen läßt, der so nicht ausgedrückt worden ist. Man spricht dann von Interpretationen oder manchmal sogar von Projektionen:
• „Ich habe eigentlich nie vor dem Urteil anderer Angst, sondern nur davor, dass durch ihr Urteil meine eigene innere Selbstverurteilung aktiviert wird.“
Und diese eigenen Selbstverurteilungen sind oft um ein Vielfaches wuchtiger, als die fremden Urteile – weil sie aufgeladen sind durch das ganze Leben.
• „Du teilst mir deine unschuldigen Bedürfnisse mit, und ich zähle sie zu meinen Unzulänglichkeiten.“ Dies ist genährt durch die Überzeugung, für die Gefühle und die Erfüllung der Bedürfnisse des anderen verantwortlich zu sein – gefolgt von Selbstverurteilung und gegebenenfalls Abwehr oder Gegenangriff.
(beide Zitate aus: Kelly Bryson: „Sei nicht nett, sei echt“, S.103)
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b) Wenn andere uns Schubladen stecken
Genauso, wie in einem selbst Schubladen auffahren können, wenn man den anderen sprechen hört, kann es auch sein, dass der andere im Schubladendenken verfangen ist und seine eigene Vorstellungswelt zum Maßstab seiner Kategorierisierung macht. Von einem anderen kategorisiert und „in Schubladen einsortiert“ zu werden, wird oft als Respektlosigkeit empfunden. Man hat mehr anzubieten, als das Einfach-Schema, dass der andere „über einen“ angewendet hat. Nicht angesehen worden zu sein, in dem was einen wirklich ausmacht, sondern vorschnell abgestempelt und „beiseite gelegt“ worden zu sein, wird als Abwertung der Persönlichkeit empfunden. Dieses Gefühl der abwertenden Respektlosigkeit lässt verurteilendes Denken entstehen – entweder
- dem anderen gegenüber, von dem man sich abgewertet fühlt, oder ...
- sich selbst gegenüber, oder wenn die Abwertung in einem selbst Scham und Schuldgefühle aktivieren.
Dies wird nicht besser dadurch, indem man um den Respekt kämpft und den anderen zu überzeugen versucht, dass seine Wahl der Schublade falsch war. Sich gegen die Projektion eines anderen zur Wehr setzen, bestärkt ihn erst recht in seinem Gefühl, mit der Projektion richtig zu liegen. Man kann nicht einem anderen Menschen Respekt abfordern – denn das wäre ein Akt eigener Respektlosigkeit, bei dem man gar nicht erst hoffen braucht, dadurch wirklich respektiert zu werden. Wenn man seiner Projektion jedoch mit Empathie begegnet, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Projektion als Teil seiner selbst anzuerkennen.
„Ich kann jedoch Respekt erzwingen, indem ich mich ...
1. erstens weigere, den anderen als etwas anderes zu sehen als ein göttliches Wesen mit menschlichen Gefühlen und Bedürfnissen. Und ...
2. zweitens kann ich auf meiner eigenen Würde beharren, indem ich mir vergegenwärtige, dass auch ich ein unschuldiges Wesen bin, das nur die Erfüllung seiner menschlichen Bedürfnisse zu erreichen versucht. Dies schützt mich vor psychischer Gewalt und gibt mir einen „Projektionschutz“. (aus: Kelly Bryson; „Sei nicht nett, sei echt“; S.114 )
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c) Ursachen von Selbstabwertungen
Gedankliche Urteile über andere werden manchmal innerlich vollstreckt – durch so eine Art vorübergehenden Liebesentzug. Dies unterscheidet sich grundsätzlich vom Rückzug, den man z.B. im Rahmen von Selbstempathie beschreitet:
• Dem anderen aus dem Weg gehen, mit ihm vorerst nicht mehr reden und sich aus dem Gespräch zurückziehen, kann schützende Selbstempathie sein, wenn der eigene Schmerz so laut ist, dass man für sich allein sein will.
• Den anderen zu ignorieren, weil man ihn treffen will, damit er Schmerz verspürt und „sieht, wie das ist, wenn man leidet“, ist hingegen eine Art von Liebesentzug, die auf der Idee basiert, den anderen „bestrafen“ zu wollen.
Liebesentzug ist ein frühkindlich erlerntes Muster. Kinder passen sich deswegen an die Forderungen der Eltern an, um sich deren Liebe zu sichern. Bei Liebesentzug vermutet das Kind, dass es sich ja nicht genügend angepasst habe und gibt sich selbst die Schuld daran. Sich geliebt zu fühlen betrifft die existenzielle Basis von Kindern. Verstoßung wird daher mehr gefürchtet, als Schimpfen oder körperliche Züchtigung. Wird jedoch die Liebe in Frage gestellt, wird das Kind die bisher erlebte Liebe als unzuverlässig und nicht um seiner selbst willen ansehen. Dies stellt vor allem das „Selbst“ des Kindes in Frage, das so die Vorstellung entwickelt ...
- nicht selbst liebenswürdig zu sein,
- oder dass die anderen nicht liebesfähig sind,
- vor allem dass man sich Liebe verdienen müsse.
Menschen, die sich nur schwer vorstellen können, selbst liebenswürdig zu sein oder die der Liebe anderer grundsätzlich misstrauen, neigen dazu ...
• sich anzupassen und um Anerkennung zu kämpfen,
• sich selbst zu verurteilen und hart mit sich umzugehen,
• Liebesentzug einzusetzen, um andere zu bestrafen.
Der Hang zu vernichtenden Selbstabwertungen ist also ein Lebensmuster, das frühkindlich erlernt und später durch Übertragung auf Forderungen aus der Gesellschaft fortgesetzt wird. Sich selbst zu verurteilen und zu beschuldigen, kann ...
• ein Flashback aus der Vergangenheit sein: Erlebt man gerade die Wahrheit des Augenblicks, oder fahren Schubladen auf, die einen an Gefühle erinnern, die man vielleicht schon sein ganzes Leben kennt?
• ein guter Rückzugsort sein: Man hat doch „die Konsequenzen gezogen“ aus seinem Handeln und sich dafür ja schließlich verurteilt. So braucht man nun über Veränderungen nicht mehr nachzudenken.
• ein purer Luxus sein: „Wenn wir uns selbst Vorwürfe machen, glauben wir, dass niemand anders das Recht dazu hat.“ (Oscar Wilde) Solcherart schützen Selbst-beschuldigungen davor, sich der Kritik anderer zu stellen.
• Rache an sich selbst sein: Es ist eine Form von selbstverletzendem Verhalten, den innerlichen Schmerz zu nähren mit dem Hang, sich stets für alles selbst die Schuld zu geben, angetrieben aus tiefer Frustration über sich selbst.
„Solche Selbstbeschuldigungen sind schlecht kodierte SOS-Rufe, die um Hilfe in Form von Verständnis, Empathie und Mitgefühl uns selbst gegenüber bitten. Ich versuche auf diese Weise, die selbstkritischen Stimmen zu verscheuchen, erreiche dadurch aber nur eine noch stärkere Polarisierung“. (Kelly Bryson; S.83)
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d) Der Mythos vom „verdienen“ und „nicht-verdient haben“ (fertig)
Innerliche Verurteilungen wie „das habe ich mir selbst zuzuschreiben“ oder „das bin ich ja selber schuld“ basieren auf dem Prinzip, dass richtiges Verhalten belohnt und falsches Verhalten bestraft wird. Dieses ist seit der Kindheit verinnerlicht und dient vielen Menschen als Rechtfertigung für Ansprüche und Erwartungen ...
• an mich: „Das habe ich (nicht) verdient, dass so mit mir umgegangen wird“.
• an andere: „Wer so was macht, hat auch verdient, dafür zu leiden.“
• an das Leben: „Jeder bekommt das, was er verdient“
• an die Liebe: „Alle Liebe der Menschen muß erworben, erobert und verdient, über Hindernisse hinweg erhalten werden. Die Mutterliebe allein hat man unerworben und unverdient. (von: Berthold Auerbach, 1812-1882, Cannes) Innerlich so gewalttätig mit sich selbst umzugehen, macht es schwer, auf andere von Herzen empathisch zu reagieren.
Das Denkmuster von „Verdienen“ und „Verdient-haben“ begründet gleichzeitig das Konzept des „Nicht-Verdienens“. Zu denken, „ich verdiene nicht“, stimuliert Gefühle von Scham, Schuld und Angst – sowie einen schweren innerlichen Konflikt jedesmal, wenn man etwas will, und zwar zwischen ..
• der Frage, ob man das „überhaupt verdient“ habe – was Gefühle von Scham und Depression weckt,
• und dem Selbstbewusstsein, dass man es „eben doch verdiene“ – was nun Frustration und Verbitterung weckt, weil man sich fragt, „warum man dann nicht bekommt, was man doch eigentlich verdient habe“ – was neue Urteile weckt, wie z.B. „Das ist nicht fair!“
Nun gilt es mit zwei konträren Überzeugungen fertig zu werden, die als paradox empfunden werden und daher ausweglos erscheinen:
1. „Ich verdiene es.“ Diese Überzeugung macht ...
- eifersüchtig, wenn man jemanden sieht, der er es scheinbar besser hat. Sich solcherart zu vergleichen lässt Frustration entstehen.
- wütend, weil man denkt, dass man auch bekommen sollte, was man eigentlich ja verdient. Dies lässt ein Gefühl von Ohnmacht entstehen – und Wut.
2. „Ich verdiene es nicht.“ Diese Überzeugung macht ...
- depressiv und lässt selbstbedauernde Hilflosigkeit aufkommen.
- Angst vor der eigenen Wertlosigkeit. Diese taucht jedesmal auf, wenn jemand versucht, einem etwas Gutes zu tun. Manchmal geht die Angst sogar soweit, dass es demjenigen unmöglich ist, dieses Geschenk anzunehmen.
Diese Hilflosigkeit, Ohnmacht und Wut wird genährt durch die Tendenz zum Urteilen, dass irgendetwas auf eine bestimmte Weise sein „sollte“. So zu denken verkennt die Realität gleich zweimal – weil man hierbei ...
1. unterstellt, dass etwas so „ist“, wie man es wahrgenommen hat, und
2. glaubt, dass dies nicht so sein „sollte“, sondern anders.
Ersteres basiert auf Interpretationen – das zweite auf Glaubenssätzen und Konventionen. Beide Annahmen zur „Realität“ zu erheben, erzeugt ein irreales Weltbild. Hierauf basierende Urteile über sich oder andere können zu Verbitterung führen. Daher ist das gesamte Gedankenkonzept vom „verdienen“ oder „nicht verdienen“ eigentlich nur schmerzhaft und gewalterzeugend – vor allem deshalb, weil der Maßstab, wer etwas verdient und wer nicht, und wieviel und wofür ...
• auf menschlichem Ermessen basiert – das geprägt ist durch eigene unerfüllte Bedürfnisse und Defizitdenken sowie Beeinflussungen durch andere,
• auf einer Vorstellung von „Fairness“ basiert, bei der „Gerechtigkeit“ gleichgesetzt wird mit Gesetzen der Marktwirtschaft,
• auf einem Anspruchsdenken basiert, bei der die „Verteilung“ der Güter allein auf dem Verdienstprinzip erfolgt, nicht nach der Frage von Notwendigkeit.
Der Mythos vom „Verdienen“ ist also eine zutiefst menschengemachte Vorstellung, die alles andere als menschlich ist. Leidtragende davon sind alle – man selbst, und auch die anderen. Nach Alternativen zu suchen, liegt daher im eigenen Interesse: Wie wäre es, sich zurück zu besinnen auf die Ursituation des menschlichen Seins, wo wie im „Paradies“ der Überfluss in Fülle vorhanden ist und nur darauf wartet, in Besitz genommen zu werden? Wo es kein „Verdienen“ mehr gibt, sondern ein Miteinander der Menschen in der Erkenntnis, dass „der Regen auf Gerechte und Ungerechte gleichermaßen fällt – die es verdient haben, ebenso wie auf die, die es nicht verdient haben“..., (Kelly Bryson, S.146) so wie man sich die Gnade (Liebe) Gottes nicht verdienen kann, sie wird einem geschenkt – ungeachtet dessen, ob und was man dafür tut. Gottes Maßstab muß dabei nicht desselbe sein, wie derjenige der Menschen - und so wie es im „Vater-unser-Gebet“ lautet: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Also das Vertrauen darauf, dass man sich um das „heute“ konzentriert, und das Seinige „heute“ mit aller Leidenschaft zu erfüllen versucht, statt in Angst um das „täglich Brot morgen und übermorgen“ zu versinken und sich zu lähmen.
Funktioniert das? Nach den marktwirtschaftlich orientierten Spielregeln der Menschheit ganz sicher nicht. Die „funktionieren“ aber ebenfalls nicht – was angesichts des allerorten daraus entstehenden Leids nicht zu übersehen ist. Unrealistisch? Vor allem, weil man denkt, „damit allein zu stehen“ und befürchtet, „schnell von anderen übervorteilt“ zu werden? Ja, es ist so, es gibt gewalttätige Menschen, die andere Wertevorstellungen leben, die auch vielleicht wesentlich berühmter, angesehener und vermögender sind als all die „guten“ Menschen, die all das nur „verdient“ haben, aber nicht bekommen. Und - es gibt auch kapitulierende Menschen, die denjenigen die Welt überlassen, die solche Denkmuster fördern und „gute, aber erfolglose“ Menschen brauchen, um ihre eigennützigen Wertevorstellungen leben zu können...
Die Folge daraus? Es ist schlimm genug, dass gewalttätige Menschen das Weltgeschehen beeinflussen. Schlimmer ist jedoch, wenn sie auch das Denken anderer beeinflussen. Es ist eine Frage der persönlichen Autonomie, sich daraus zu befreien und Verantwortung zu übernehmen für seine eigene Denkweise und Wertevorstellung – z.B. …
• weg vom infantilen Glauben an die Ausschließlichkeit des Beziehungsprinzips von „Ursache und Wirkung“ – also …
- dass „einem nur gegeben wird, wenn man gehorsam ist“ oder
- dass „man sich etwas erst verdienen muss, bevor man es erhält“ und
- dass „man etwas verdient haben muss, bevor man sich freuen darf“.
- hin zum reifen Vertrauen, dass das Universum ohne jegliche Vorbedingung gibt, einfach so, ohne dass man es sich erst „verdienen“ müsse, …
... zum Beispiel weil (!) man Kind Gottes ist, das wie ein Menschenkind von seiner Mutter die Liebe bekommt – einfach so, dafür dass es da ist. Und nicht dafür, was es dafür tut oder wie gut es funktioniert. Aus diesem Ur-Vertrauen heraus kann man auch andere Menschen neidlos sehen, denen ebenso gegeben wird, ohne sich zurückgesetzt zu fühlen. Aus diesem Vertrauen auf den eigenen Platz im Universum, das auf niemanden in seinem großen Puzzle verzichtet – oder auf die Liebe Gottes zu jedem Einzelnen und jedem Teil seiner Schöpfung kann man sich dafür entscheiden, ...
• sich nicht länger selbst herabzusetzen durch solche Gedanken, dass man sich nur dann etwas gönnen oder annehmen oder genießen könne, wenn man es sich ausreichend "verdient“ und „dafür“ auch genug „getan“ habe, sondern ...
• zu einer Selbstbejahung gelangen, die auf der freien Entscheidung basiert, ab sofort nichts mehr deshalb bekommen zu wollen, weil man es „verdient“, sondern weil „es will“ und deshalb „sich gönnt“. Und daher keinen Gedanken mehr daran verschwendet, ob man etwas verdient oder nicht!
Ist das ein Denkansatz?